Im November 2006 schnitt ein Bagger in der Ortschaft Obertrattbach bei Aushubarbeiten für die Fundamente eines Wirtschaftsgebäudes, ein unterirdisches Gangsystem an.
Es zeigte sich im Hang ein aus dem anstehenden Schlier herausgearbeiteter 90 cm hoher und 60 cm breiter Stollen. Die Gesamtlänge des erhaltenen Teilstücks beträgt 12,9 m. Die Anlage ist geprägt von ihrer räumlichen Enge und weist vier Besonderheiten auf:
- einen siphonartigen Durchschlupf
- ein schmales gebogenes Gangstück mit 5 Stufen
- ein Sichtloch zwischen Durchschlupf und Treppe
- sowie ein extrem enger waagrechter Schlupf mit 35 mal 35 cm lichtem Durchlass
Dieses unterirdische Gangsystem stammt aus dem Mittelalter und wird auf ein Alter von 800 bis 900 Jahre geschätzt.
Fachleute bezeichnen einen derartigen unterirdischen Gang als „Erdstall“.
Der Zweck ist ungeklärt, man hält sie entweder für Kultstätten oder Zufluchtsanlagen und Verstecke.
In Oberösterreich sind etwa 300 solche Anlagen bekannt, aber nur noch 25 erhalten und zugänglich.
Weitere Erdställe befinden sich in Hehenberg und Vatersam.